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Die Biologie der Kirschessigfliege

Herkunft

Die Kirschessigliege mit dem wissenschaftlichen Namen Drosophila suzukii stammt ursprünglich aus Südostasien und wurde durch den Import von Früchten nach Europa eingeschleppt. Beginnend in Spanien (2008), Italien und Frankreich (2009) breitete sich die Fliege auch nach Slowenien (2010), Österreich (2011) und in die Schweiz (2011) aus (Lee et al. 2011; Baufeld et al. 2010). In Deutschland wurden die ersten Tiere ebenfalls Ende 2011 gefangen. Mit teilweise beachtlichen Fangzahlen wurde die invasive Art schließlich im Jahr 2012 in weiten Teilen Badens erstmalig nachgewiesen. Mittlerweile ist das Tier in fast allen Gebieten Deutschlands angekommen.

Bei der Eiablage
Weibchen bei der Eiablage an einer Kirsche.
Kirschessigfliege an Kirsche
Weibliche Kirschessigfliege nach einer Mahlzeit an reifen Kirschen.

Ernährung und Fortpflanzung

Wie auch die nah verwandte und wohlbekannte Drosophila melanogaster , im Volksmund auch oft als gewöhnliche Essigfliege bezeichnet, ernährt sich auch die Kirschessigfliege bevorzugt von Pflanzensäften. Beschädigtes Obst stellt eine hervorragende Nahrungsquelle für sie da. Der Gärgeruch der Früchte wird wohl auch von der Fliege genutzt, um zu den Nahrungsquellen zu finden. Die Kirschessigfliege hat hierbei ein sehr breites Spektrum an Wirtspflanzen, wobei ihr eine besondere Vorliebe für rotgefärbte Früchte nachgesagt wird. Das breite Spektrum an Nahrungs- und Vermehrungsquellen ist wohl mit ein Grund ist für die hervorragende Anpassung an ihre neue Heimat. Ein weiterer Grund ist, dass die Tiere mit unseren gemäßigten Temperaturen vom Frühjahr bis in den Herbst bestens zurecht kommen. Nur bei zu hohen Temperaturen (ab 30 °C) nimmt die Aktivität ab (KIMURA et al. 2004). In der Literatur werden folgende Früchte zur Eiablage, bzw. Entwicklung der Larven angegeben: Kirsche, Erdbeere, Brombeere, Himbeere, Stachelbeere, Johannisbeere, Blaubeere, Pflaume, Pfirsich, Aprikose, Kaki, Feige und Holunder sowie Kelter- und Tafeltrauben. Zusätzlich dienen unter anderem auch Hagebutte, Heckenkirsche, Hartriegel und Maulbeere als potentielle Wirtspflanzen (BAUFELD et al. 2010). Hat die Frucht ein gewisses Reifestadium erlangt, ist die weibliche Kirschessigfliege dazu in der Lage, mit ihrem sägeartigen Legeapparat am Hinterleib die Beerenhaut buchstäblich aufzusägen. Das Ei wird dann unterhalb der Beerenhaut abgelegt. Die dabei enstehende Wunde ist mit dem bloßen Auge allerdings nicht zu sehen. Die befallenen Früchte zeigen anfänglich nur kleinste Beschädigungen, beginnen jedoch nach Schlupf der Kirschessigfliegen-Larven sehr schnell zu faulen. Außerdem erleiden die bereits beschädigten Früchte durch Sekundärinfektionen wie z.B. Pilz- oder Bakterienbefall weiteren Qualitätsverlust. Das Ei der D.suzukii ist anhand der 2 langen Atemschläuche zu erkennen, allerdings sind auch diese erst bei einer ca.18-20-fachen Vergrößerung eindeutig zu identifizieren. Die Larve schlüpft nach etwa 1-2 Tagen aus dem Ei und beginnt sich durch die reife Frucht zu fressen. Nach 3 Larvenstadien verpuppen sich die Tiere. Aus den Puppen schlüpft dann wieder die neue Generation Fliegen. Bei einer optimalen Temperatur von etwa 24°C wird eine Generation in 10-14 Tagen durchlaufen. Außerdem kann ein einzelnes Weibchen in seinem Leben zwischen 300-600 Eier legen und hat somit ein extrem hohes Vermehrungspotential (BAUFELD et al. 2010). Lebensfähige Eier werden von Mitte Mai bis September produziert (WALTON et al.2012).

Eier von D.suzukii auf bei Spätburgunder mit den aus der Wunde ragenden Atemschläuche.
links: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme des Eis, bzw. der Eischläuche.
rechts: Eischläuche unter dem Stereomikroskop bei 23-facher Vergrößerung.

Überwinterung

Über das Überwinterungsverhalten der Kirschessigfliege wird momentan noch viel spekuliert. Man weiß, dass D.suzukii als erwachsene Fliege, vermutlich in der Nähe von Siedlungen und in Wäldern, die Schutz vor Frost bieten, überwintert. Verschiedene Studien zeigen, dass die Tiere bereits bei Temperaturen unter 7°C beginnen, ihre Aktivität einzustellen, und bereits bei zwei Wochen Dauerfrost die Populationen deutlich minimiert werden. Hierbei gibt es allerdings Unterschiede zwischen den Geschlechtern: bei den Männchen reichen bereits Temperaturen von im Schnitt -0.1°C aus, um die Population deutlich zu verringern, Weibchen hingegen zeigen eine etwas größere Temperaturtoleranz von bis zu im Durchschnitt -1,6°C (KIMURA et al. 2004). Die größere Temperaturtoleranz der Weibchen weißt darauf hin, dass primär diese den Winter überleben. Sie haben sich bereits im Herbst des Vorjahres verpaart und beginnen im Frühjahr des Folgejahres mit der Eiablage.

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